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XING und Facebook nerven

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Lieber 20 persönliche Gratulationen als hunderte Standardnachrichten
– sozialen Netzwerken fehlen Herz, Persönlichkeit und Nähe.

Manche Menschen sind in fünf, sechs oder zehn sozialen Netzwerken gleichzeitig – und geben dort ihren Geburtstag oder andere Ehrentage preis. Das Ergebnis sind oft Hunderte standardisierte Glückwunsch-Mails. „Pseudoglückwünsche“, nennt das die Expertin für Karrierenetzwerke und Kundenbeziehungen Magda Bleckmann. Sie kritisiert die zunehmende Automatisierung der Kommunikation. Ihr Fazit: XING und Facebook nerven.



„Ich habe keine Lust darauf, hunderte Mails zum Geburtstag zu bekommen von Menschen, die ich nur flüchtig kenne. Schon gar nicht, wenn ich auf den ersten Blick sehe, dass das eine Standardmail ist, die der ‚Freund‘ an jeden schickt – oder noch schlimmer, wenn er es komplett automatisiert hat“, so Bleckmann. Immer mehr XING- und Facebook-Nutzer setzen für die Kontaktaufnahme auf Software, die Geburtstagswünsche, Kontaktanfragen und Begrüßungsnachrichten standardmäßig bearbeitet. „Das ist eine Unsitte“, so die Profi-Netzwerkerin. Kommunikation verkomme zu etwas völlig Belanglosem.


Im Grunde, so Bleckmann, seien Facebook, Twitter, Google+ und XING ja eine tolle Erfindung. Adressen blieben aktuell, die Suche nach Freunden und Kontakten werde vereinfacht und Informationen könnten schnell ausgetauscht werden. „Eine echte Unterstützung beim Netzwerken“, findet sie. Aber in dieser Form sei das schlimmer als gar kein Kontakt. Schließlich müssten Dialoge, Glückwünsche und zwischenmenschliche Kontakte ihren Wert behalten und zumindest ein wenig von Herzen kommen. Kommunikation drohe zu verrohen, eigentlich persönliche Nachrichten würden so zu blanken, und zudem schlecht gemachten, Werbebotschaften. 
 


„Jeder sollte sich fragen, welchen Wert er sich und seinen Kontakten geben möchte“, meint die Buchautorin Bleckmann, die sich seit Jahren mit Seilschaften, Karrierenetzwerken und Kundenbeziehungsmanagement befasst. „Was nutzen zahlreiche Kontakte, wenn sie derart lieblos gepflegt werden“, fragt sie kritisch. Da sei es doch besser, persönlich anzurufen, eine Karte zu schreiben oder eine SMS zu senden. Selbst das sei ja in diesen Zeiten schon eine individuelle Geste.



XING und Facebook seien gute Werkzeuge, um Geburts- und Ehrentage nicht zu vergessen. Aber Persönlichkeit und Wertschätzung müssten ihren Platz behalten, Individualität gewährleistet bleiben. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand über lieblose Geburtstags-Mails freut. Das nervt doch nur.“ Sie habe sich längst „vom moralischen Obligo“ verabschiedet, so etwas auch noch zu beantworten. Stattdessen freue sie sich auf Nachrichten von Menschen, die sich die Mühe machen, ihr ein paar persönliche Zeilen oder Worte zu widmen.



Magda Bleckmann

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